Weihnachten
25. Dezember 2016


Bringen die Terroranschläge wieder mehr Leute in die Kirche? Nach dem 11. September war es so, auch nach späteren al-Kaida-Anschlägen. Die IS-Anschläge in Europa bewirkten Betroffenheit und Solidaritätsbekundungen in den sozialen Medien (Je suis Charlie, Pray for Paris…), doch mehr Kirchenbesucher wurden nicht registriert. Zu gross ist wohl die Gewöhnung, dass nach dem roten Terror der 1970er- und dem palästinensischen Terror der 1980er-Jahre – in Spanien und Irland hatte hatte man bis in die späten Neunzigerjahre den ETA- und IRA-Terror – eine weitere Terrorwelle über Europa schwappt. Zumindest jeder Erwachsene meiner Generation erinnert sich daran, dass Madonna und Michael Jackson ebenso die Schlagzeilen beherrschten wie die Terroranschläge oder die Balkankriege.

Weihnachten kann einem durchaus ablöschen. Schon Anfang September werden die Läden auf Weihnachten getrimmt, fällt dieser hochsommerlich aus, bleiben die Verkäufer von Weihnachtskarten darauf sitzen. Manche Werbespots bemühen das Bild des Fests der Liebe. Wie oft führen aber die Festtage zu Streit in Familien? In Tat und Wahrheit sind Weihnachten das Fest des Kommerzes geworden. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die meisten Umsätze im Handel mit den Weihnachtsverkäufen gemacht werden. Selbst die Herausgeberschaft von «Einig – aber nicht einheitlich» hat mich überstimmt und das Buch wurde vor drei Jahren noch im Herbst veröffentlicht…

Nach Berlin zeigen die Berichte, dass die Weihnachtsgottesdienste gut besucht waren, mancherorts standen die Leute in den Rängen. Es ist wohl weniger das Bedürfnis nach Trost und die Verunsicherung über die Attentate, welche die Menschen in die Kirchen bringt. Die Attacke kurz vor Weihnachten auf einen Weihnachtsmarkt – so weihnachtlich ein solcher sein kann – zeigte auf, worum es bei Weihnachten auch in einer säkularen und kommerzialisierten Welt neben Gemeinsamkeit mit der Familie, Geschenken und kitschigen Liedern geht: der Konsens darüber, dass solche Attacken auf die westlichen Werte wie die Freiheit zielen ist gross. Manch einer scheint sich wohl in den Tagen nach Berlin, vielleicht beim Hören eines alten Weihnachtsliedes, an die Botschaft der Weihnachtsgeschichte erinnert zu haben, dass Gott Mensch geworden ist, um die Schöpfung mit sich zu versöhnen und um Freiheit zu bringen.



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beim Fernsehen Fortsetzung – 19. Dezember
beim Fernsehen – 19. Dezember
im Grossmünster mit Margot Kässmann – 11. Dezember


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zum Bürgerrecht – 12. Februar 2017
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