Altberg

25. Juli 2020


Den Weg wie einst gegangen, auf der Nordseite des Gubrist entlang, die Regensdorferstrasse überquert, hoch in den Wald und über den Grat des Altbergs. Wie einst geht mir an der letzten Steigung die Luft aus, so dass sich das letzte Wegstück bis zur Waldschenke Altberg endlos hinzuziehen scheint. Seit dem Gubrist begleiten mich, manchmal im Minutentakt, die übers Limmattal startenden Flugzeuge. Oh wie stille war es vor einem Viertelajhr, als nicht geflogen wurde! – In den Lockdown zurück will dennoch niemand zurück. Vor allem über Mittag, wenn in Kloten die Interkontinentaljets starten, ist wieder Fluglärm wie einst. Fluglärm wie einst vor dem Lockdown, nicht wie einst während der Kindheit vor 30 Jahren und mehr, seither haben die Flüge zugenommen. Trotz des unangenehmen Fluglärms ist es ein Zeichen der Normalisierung.

Geniesse einen Salat mit Roastbeef, hauchdünne Scheiben, kaum ein Milimeter, gute Senfsauce zum Salat. Leider schon Wespen. Nach dem Gipfelzigarillo Aufstieg auf den Aussichtsturm, vor zehn Jahren und zwei Wochen eröffnet, wie eine Tafel erinnert, die Aussichtsplattform auf 30 Metern über dem Boden und den Baumwipfeln. Die nahe und mittlere Aussicht traumhaft, nach Süden hin die zusammenwachsenden Ortschaften des Limmattals, Spreitenbach, Dietikon mit dem Güterbahnhof, Geroldswil, Schlieren, Urdorf, Blick das Reppischtal hoch, in der Ferne, im blauen Dunst unter den mächtigen weissen Wolken noch erkennbar: Rigi und Pilatus.

altberg dietikon aussicht


Nach Westen der Blick über den bewaldeten Hüttikerberg in die Ferne nach Baden, nach Norden das Furttal hoch und der Lägeren entlang, Hochwacht, Radarkugel, Regensberg, Boppelsen gegen Nordosten hin das zersiedelte Nordgebiet von Zürich, Regensdorf, Bachenbülach, der Irchel als Tafelberg und etwas ferner das Hörnli als Landmarke. Es ist doch noch nicht wie einst, denn nun müssten Flugzeuge in Kloten landen, doch der Flugspuk ist vorbei.

Da der Alpenkranz, vom Alpstein bis zu den Innerschweizern, im Dunst versteckt ist, fokussiert sich der Blick auf die nahe aussicht: Nach Osten hin der Blick über den bewaldeten Altbergkamm, die bereits gemähten Felder und den Hügel des Hasleren – den ich von meiner Küche aus von der anderen Seite sehe – nach Zürich, eingebettet in einer Talmulde. Das Wachstum der Stadt, vor allem die Hochhäuser als Landmarken sichtbar. Hellblau im Sonnenlicht strahlend der See, mit einem Fernglas wären wohl die Schiffe darauf auzumachen. Wie immer aus dem Limmattal – ob vom Kloster Fahr her oder vom Altberg aus – Staunen darüber wie bergig desr Üetliberg ist.

Nun auf dem zweiten Wege wie einst, auf halber Höhe und Limmattaler Seite, das meiste durch den Wald führend, nach Hause wandernd. Erstaunt stelle ich fest, dass es das erste Mal seit den Kindheits- und Jugendtagen ist, dass ich exakt diesen Weg nehme, den Mutter jeweils mit uns Kindern und Zorro, dem schwarzen Labrador Retriever nahm. Die Fixpunkte sind noch dieselben, Überquerung der Regensdorferstrasse etwas weiter unten, näher bei Weiningen, vorbei an der Christbaumschule, die schon in den 80er-Jahren nur eine Brache war und oberhalb von Unterengstringen dem Gubrist entlang, die Baustelle des neuen Reservoir Gubrist passierend und bei der Finnenbahn beim Sonnenberg Bauernhof in die Sonnenbergstrasse einbiegend und entlang der grossen Felder unter der prallen Sommersonne in Richtung Rütihof gehend, jenes Quartier, das fast 18 Jahre lang mein Zuhause war.

Der Rütihof von einst, bigoscht damals schon nicht mehr der Rütihof von einst aus den Erinnerungen der alten Höngger und der Pfadierinnerungen meiner Eltern, ist auch nicht mehr der Rütihof meiner Erinnerung, dessen kontinuierliche Überbauung von Weiler am Stadtrand mit wenigen Siedlungen und Bauernhäusern hin zum Stadtquartier ich von 1983 an miterlebt habe. Der Altberg aber ist geblieben, was er war, eine Halbtageswanderung von zu Hause aus.

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