Von Anna Lavater (1742-1815) weiss man nur, was ihr Mann, der Theologe und Aufklärer Johann Caspar Lavater (1741-1801) in seinen Briefen über sie schrieb. Sie wird ihr Leben als treusorgende Gattin, die ihrem Mann den Rücken freihält, verbracht haben. Dass kaum etwas über sie weiss, überrascht, verkehrten in Lavaters Haus Zeitgrössen wie Goethe. Lavater wurde auf dem St. Peter Friedhof begraben, Anna im Kreuzgang des Fraumünsters. Als 1882 der St. Peter Friedhof aufgehoben wurde, erhielt Lavater neben dem Eingang in die St. Peterskirche ein Ehrengrab. Bei der letzten Restaurierung des St. Peters wurde Lavaters Grab geöffnet und seine Knochen wissenschaftalich untersucht. Dabei stelllte sich heraus, dass die Gebeine von einer Frau stammten. Wahrscheinlich von Anna. Weder wusste man, wann die Gebeine in Lavaters Grab kamen und ob seine Knochen damals tatsächlich umgebettet worden waren. Lavaters Grab wurde geschlossen, die Knochen blieben im Anthropologischen Museum.

Am heutigen 279. Geburtstag Anna Lavaters werden nun ihre Gebeine mit einer kleinen Zeremonie wieder in Lavaters Ehrengrab gelegt, fortan wird eine Gedenktafel an sie erinnern. Die Zeremonie beginnt um vier Uhr. Ich bleibe im Büro arbeite weiter. Punkt vier Uhr, als die Feierlichkeiten beginnen, startet auch ein Gewitter, in strömenden Regen werden die Gebeine wieder eingesetzt. Meta, die Arbeitskollegin, fragt mich, ob das Donnern Lavaters Wiedersehensfreude ausdrücke. Möglicherweise ist das Grollen aber auch Ausdruck darüber, dass er lieber alleine in seinem Grab bleiben würde.

Anna Lavater, gezeichnet 1779 von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, als er mit Johann Wolfgang Goethe bei Lavater weilte.