der Spinner und ich


Ich habe eine 20 % Amnesie.
Ich weiss, das ist nicht viel.
Aber ein normaler Mensch braucht 10% seines Gehirns.
Also benütze ich nur…
Ich weiss nicht wie viel,
ich hab vergessen, wie man rechnet.
Ich konnte es nicht einmal, bevor ich geboren wurde.
Das heisst nicht, dass ich blöd bin,
aber weisst du,
in dieser Welt bist du nichts,
wenn du nicht rechnen kannst.

Sogar ein Spinner hat mehr Wert,
weil er Geschichten zu erzählen hat.
Das ist alles, was ihm geblieben ist,
mit seinen 20 gesunden Prozent
seines kranken Hirns.
Gut, ich für meinen Teil,
weiss nicht, ob ich gut oder schlecht dran bin.
Ich habe ein von Sachzwängen kontrolliertes Hirn.
Und um die ganze Sache abzurunden –
quasi als Privatrevolution gegen das zentrale Denkorgan –
habe ich eine 20 % Amnesie.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich’s schon gesagt habe,
aber ich habe vergessen wie man rechnet.
Ich weiss nicht, ob das schlimm ist.
Aber weisst du,
dieser Spinner mit seinem kranken Hirn –
also eben er und ich
mit dem Löcherbecken in meinem Kopf –
wir haben etwas gemeinsam:
Wir können beide Geschichten erzählen.
Wir gehen bald gemeinsam auf Tour,
der Spinner und ich.

Gut, ich weiss nicht, wie man rechnet.
Und so lacht der Spinner,
während ich traurig in meiner Ecke sitze
und verängstigt weine.
Doch etwas weiss ich ganz genau:
Und ich werde mich auch immer daran erinnern –
denn hierfür braucht man kein Professor
und auch kein wahnsinniger Poet zu sein,
um es sich vorstellen zu können –
wenn ich dich nicht kriege,
drehe ich durch.

 

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der Spinner und ich – 2007  

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