ich bestellte Armeen


Ich bestellte Armeen.
Einmal wollte ich als Sieger gefeiert werden.
Einmal wollte ich Eroberer sein.
Was ist falsch daran?

Als ich sie das erste Mal sah, wusste ich, dass sie es war.
Mit ihr, und nur mit ihr, wollte ich alt werden.
Was war da schon ein teurer Blumenstrauss,
wenn es Milliarden von Blumen gibt?

Als ich sie das erste Mal sah, war es wie ein feiner Wein.
Meine kleine Welt schrumpfte zusammen auf einen Fixpunkt.
Sie war der Fixstern in meinem Sonnensystem.
Ich war glücklicher als die Blumenkinder von San Francisco.

Doch bald wurde es zu einer langen und sich windenden Strasse.
Es sollte ein holpriger, steiniger Weg sein, der nach Rom führte.
Es war mein Kampf, ich war Jude und Nazi zugleich.
Für einen einzelnen ein Himmelfahrtskommando.

Und so bestellte ich Armeen.
Ich benötigte Truppen für den Nachschub.
Infanteristen, Pioniere und Generäle.
Ich bestellte Armeen.

Beethoven kannte ich auswendig, Bach zelebrierte ich.
Leonardo und Amadeus waren Blutsbrüder im Geiste,
Napoleon, Cäsar und Karl der Grosse Verbündete.
Ich hatte nur ein Ziel, das es zu erreichen galt.

Es war eine Materialschlacht sondergleichen.
Meine zig Ichs bluteten nacheinander bis auf den letzten Tropfen aus.
Die letzten Festungen und Bastionen fielen auf beiden Seiten.
Am Ende konnte ich ins gelobte Land einziehen.

Es ist so, wie ich Euch sage, kein Wort daran ist erfunden.
Ein einfacher Mann wie ich erfindet keine Geschichten.
Ob ich es heute bereue? Ich weiss es nicht.
Heiligt nicht der Zweck die Mittel?

Ich bestellte Armeen.
Einmal wollte ich als Sieger gefeiert werden.
Einmal wollte ich Eroberer sein.
Ihr wisst, wo ich geendet habe.

 

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Ich bestellte Armeen – 2000  

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