und ewig lockt der Berg


Statt Aussicht bloss Ansicht,
Hauswand statt Felswand,
Komposthaufen anstelle Misthaufen,
Mietskasernen statt Ferienwohnungen,
böse Ausländer statt gute Touristen,
Hetz und Hatz anstelle von Rost und Rast,
Zürichbergpanzer statt Traktor,
geschminkte Tussis statt bodenstänige Mädchen
.

Statt Lust bloss Frust,
Gehupe statt Kuhglockengeläut,
Tramleitungen anstelle von Wäscheleinen,
Lofts statt Chalets,
herumhühnernde Nervöse anstelle freilaufender Hühner,
Kebabstand und Chinarestaurant statt Löwen und Anker,
Synagoge und Moschee statt Kapelle und Freikirche,
gestylte Yuppies statt kernige Bauernjungen.

Und ewig lockt der Berg,
klares Licht und blauer Himmel,
weit über dem Alltag fernab jeglicher Zivilisation.
Endlich frei.
Und ewig lockt der Berg,
sommerliche Tage statt Hochnebel,
Fernsicht über entfernte Gipfel und Täler.
Endlich frei.

Statt Erholung dauernd Lärm,
Betonflächen statt Alpweiden,
Kindergeschrei statt weidender Schafe,
Supermärkte statt Dorfläden,
Taktfahrplan anstatt einzelner Verbindungen,
Briefkästen an jeder Ecke statt aufgehobene Poststellen,
anstelle Sozialkontrolle Anonymität –
sag nicht, dass ich muss.

Und ewig lockt der Berg,
ein fester Fels im Strom des Alltags,
schamhaft errötend im Alpenglühn.
Endlich frei.
Und ewig lockt der Berg,
lenkt den Blick stets Himmelwärts,
schmückt sich mit der Sonne als Heiligenschein über dem Gipfelkreuz.
Endlich frei.

 

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und ewig lockt der Berg – 2006  

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