Hemingway uf Züritüütsch
20. September 2022
Vor 70 Jahren, im Jahr 1952, erschien Ernest Hemingways Meisterwerk «The Old Man And The Sea». Heinz Wegmann hat die Geschichte des alten Fischers, der einen riesigen Marlin fängt und diesen wieder an angreifende Haifische verliert, als «De Alt Maa und s Meer» ins heutige Zürichdeutsch übersetzt.
 


Warum ausgerechnet Hemingway? Warum ausgerechnet eine Meeresgeschichte, die vor Kuba spielt, übersetzt in die Mundart eines Binnenlandes? Heinz Wegmann, der Übersetzer, meint dazu: «Nach meiner letzten Übersetzung ‹De chlii Prinz› von Antoine de St. Exupéry (2018) war Hemingway tatsächlich nicht meine erste Wahl. Aber kaum hatte ich begonnen, die Geschichte im Original (wieder) zu lesen, war ich überwältigt von der Intensität und Aktualität dieses Werkes. Und je länger ich las – und übersetzte (im Ganzen zwei Jahre) – desto mehr kam ich zum Schluss: Es ist eigentlich egal, wo diese Geschichte spielt und wann sie spielt: Sie ist univer-sell und zeitlos. Es geht um den ewigen Kampf zwischen Natur und Mensch, um Sieg und Niederlage, um das Verhältnis zwischen Jugend und Alter.

Er war auch über den Tonfall und die Nachhaltigkeit in dieser Geschichte überrascht, fährt Heinz Wegmann fort: «Da ist nichts mehr zu spüren von dem machohaften Gehabe des jungen Hemingway, der bekannt dafür war, dass er neben dem Alkohol auch dem Stierkampf, der Grosswildjägerei, dem Preisboxen und der Hochseefischerei heftig zugeneigt war. Zwischen Santiago, dem alten Fischer, und dem jungen Helfer Manolin, herrscht von Beginn weg ein Ton von (Alters-)Milde, von Demut, von leiser Zärtlichkeit. Und dem gefangenen Fisch gegenüber drücken Gefühle von Achtung, Bewunderung und Solidarität durch.
«Du machsch mi fix und fertig, säit der alt Maa. Aber eigetli häsch s Rächt dezue. Ich ha na nie öppis Grössers, öppis Schöners, öppis Ruhigers und öppis Noblers gseh als diich, Brüeder.»

Der Autor und das Buch
«The old man and the sea» ist das letzte Buch, das zu Lebzeiten von Ernest Hemingway veröffentlicht wurde. Er schrieb es 1951/ 52 auf der Insel Kuba, wo er seit 1940 in einer Finca lebte. Im Jahr 1954 erhielt er dafür den Nobelpreis für Literatur, den er aber nicht in Schweden entgegennehmen wollte oder konnte. Die Geschichte wurde mehrmals verfilmt.

Heinz Wegmann Hemingway Der alt Maa und s Meer Verena Pavoni 2022

Verena Pavonis ausdruckstarke Illustrationen machen die Lektüre zu einem besonderen Erlebnis.


Die erste Übersetzung ins heutige «Züritüütsch» mit dem Titel «Der alt Maa und s Meer» ist in der edition apropos erschienen und enthält Illustrationen in gekratzter Ölkreide von Verena Pavoni. Ausstattung und typografische Gestaltung wurde von François G. Baer besorgt, der als Schrift die von Frederic W. Goudy geschaffene Berkeley verwendete.

Der Übersetzer Heinz Wegmann hat schon verschiedentlich «Klassiker» von berühmten Autoren in die zürichdeutsche Mundart übersetzt, so Jacques Prévert, Leonard Cohen, Antoine de St. Exupéry. Daneben schreibt und publiziert er eigene Lyrik, Prosa und Spoken Word Texte in Hochdeutsch und Mundart. Er ist Stadtzürcher und lebt seit vielen Jahren am Zürichsee, zusammen mit seiner Frau, einer schottischen Malerin.

Francois G. Baer, Heinz Wegmann, Verena Pavoni, Vernissage Der alt Maa unds Meer Hemingway 2022
Gestalter François G. Baer, Heinz Wegmann und Illustratorin Verena Pavoni an der Vernissage von «Der alt Maa und s Meer». Das Trio zeichnete 2018 verantwortlich für «De chlii Prinz», Wegmanns Zürichdeutsche Version von Saint Exupérys Klassiker.

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Heinz Wegmann Hemingway der alt Maa und s Meer 2022 François Baer

Ernest Hemingway
Der alt Maa und s Meer
Züritüütsch vom Heinz Wegmann
Mit Bilder vo de Verena Pavoni
Format: 23,5x 16,5 cm
124 Seiten
Hardcover gebunden ISBN 978-3-906080-78-9
edition apropos, Uerikon
Schweiz, 2022

 


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