Sitzende Sätze
22. November 2024
Das neue Jahrbuch des Zürcher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verbandes ZSV versammelt 48 Texte von 16 Autoren. Das Spektrum in «Sitzende Sätze» geht von der humorvollen Kurzgeschichte über autobiografische Texte zu moderner und klassischer Lyrik. Die Anthologie enthält als deutsche Erstveröffentlichung drei Kurzgeschichten des kubanischen Gastautoren Manuel Olivera Gómez.
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Kleines im Grossen entdecken: Ein Sternpilger beobachtet auf der Erde fasziniert Kühe, ein Stier verspricht seinen Kühen besseres Land und grüneres Gras, ein Schneemann betrachtet eine Statue eines nackten Jünglings und eine Autorin sucht nach ihrem Grossvater. Die 16 Dichterinnen und Autoren des Zürcher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verbandes zelebrieren im neuen Jahrbuch «Sitzende Sätze» das Leben, die Natur und die Sprache. «Was mich am meisten verblüfft, ist, dass ohne vorgegebenes Thema am Ende die Texte aufeinander Bezug zu nehmen beginnen», sagt ZSV-Präsident und Herausgeber Yves Baer.

12-Zeilen-Roman und Zeitreisen
Das Jahrbuch versammelt Erlebnisse, Erinnerungen und Fantasien, ist aber auch aktuell, so erzählt Dominik Riedo in «Das Fleisch des Begehrens» einen Kurzroman in Einfacher Sprache. Und Heinz Wegmann verfasste einen «12-Zeilen-Roman». Wegmann veröffentlichte auch den «Aufruf zur Rettung der (Mund)-Artenvielfalt». Hans Bodmer sinniert darüber, weshalb seine Invalidität eine Chance ist, Rolf Dorner berichtet von den Henkelmännern, als junger Mann in den 1950er-Jahren hatte er selbst einen. Und Rita Roedel erzählt eindrücklich von der langjährigen Suche nach ihrem Grossvater durch die Zeit und über die Landesgrenzen hinweg. Das Vorwort verfasste Philippe Amrein.

Der Untertitel von «Sitzende Sätze» ist Lyrik und Prosa. Rund die Hälfte der Autoren, wie der Basler Freddy Allemann oder der im Vorarlberg lebende Karlheinz Pichler verfassen moderne Lyrik. Die Zürcher-in Lotty A. Schellenberg bleibt bei klassischen Gedichten. Zürich ist natürlich auch ein Thema, so spürt Gaetnano Verardi in «Riva/Ufer» dem Wesen der Goldküste nach. Drei der fünf Texte von Yves Baer sind Turicensia.

Literarischer Spiegel Zürichs
Zum zweiten Mal ist der kubanische Autor Manuel Oliver Goméz Gastautor mit drei Kurzgeschichten dabei. Sie erscheinen in ihrer spanischen Originalversion und wurden von Dill McLain als deutsche Erstveröffentlichungen übersetzt. McLain übertrug auch die beiden Gedichte «Speaking Some Truth» und «Coming Of Summer» von Alan Bruce Thompson. Der Männedorfer Dichter Gaetano Verardi verfasst seine lyrische Prosa in der Sprache des Musenkusses, entweder in seiner Muttersprache Italienisch oder auf Deutsch und übersetzt seine Texte anschliessend in die andere Sprache. Züritüütsch ist die fünfte Sprache im Jahrbuch, das damit das globale Zürich spiegelt.

Der ZSV: Tradition seit 80 Jahren
Der Zürcher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verband ZSV ist seit über acht Jahrzehnten ein Forum für aktuelle und regionale Literatur. Gegründet 1942, hat er denselben Jahrgang wie Harrison Ford oder Paul McCartney. In den Anfangsjahren zählte der ZSV viele prominente Mitglieder, das bekannteste Werk ist wohl «Das Boot ist voll» von Alfred A. Häsler. 2024 ist die Mitgliedschaft nicht mehr an Zürich gebunden, die Mitglieder stammen aus der gesamten Deutschschweiz. Die in Vaduz wohnhafte Autorin Doris Röckle erricht mit ihren historischen Romanen aus dem Rheintal eine fünfstellige Startauflage bei einem der grössten deutschsprachigen Buchverlage.

«Röckle ist die Ausnahme, die meisten Mitglieder publizieren bei Kleinverlagen oder im Eigenverlag, weshalb ihnen der ZSV mit Lesungen und seinen Publikationen, der Zeitschrift Wort und den Jahrbüchern, seinen Autoren Öffentlichkeit schafft», erläutert Yves Baer. Gestaltet wurde das «Sitzende Sätze» wiederum vom Zürcher Buchgestalter François G. Baer. Mit ihrer gepflegten Typografie wurden die beiden letzten Jahrbücher, «Spazio interne. Innenraum» (2022) und «Schattengemälde» (2023) jeweils in die vom Bundesamt für Kultur kuratierte Wanderausstellung «Die schönsten Schweizer Bücher» aufgenommen.

Mit Beiträgen von:
Philippe Amrein
Freddy Allemann
Yves Baer
Peter Biro
Hans Bodmer
Rolf Dorner
August Guido Holstein
Manuel Olivera Gomez
Dill McLain
Karlheinz Pichler
Dominik Riedo
Rita Roedel
Alan Bruce Thompson
Gaetano Verardi
Heinz Wegmann
Rolf Zumbühl

 

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Sitzende Sätze
Prosa und Lyrik. Jahrestexte 2024
Edition ZSV, Zürich
108 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-9523919-7-6
Fr. 20.–/EUR 20.–

 


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