Aus dem Vorwort von Dr. Marc Philip Seidel
«Der Grafiker ist an allem Schuld»

Dieses Buch ist eine Fundgrube an gestalterischen Highlights der letzten beinahe fünf Dekaden. Es sind grafische Memoiren eines Gebrauchsgrafikers. Die ersten Arbeiten stammen aus der Vor-Computer-Ära, als der Apfel noch am Baum hing, die Swiss noch Swissair hiess und anstelle von copy/paste noch Schneiden und Setzen Usus war. Beispielhaft lässt sich an François Baers Oeuvre die gestalterische Entwicklung seit den frühen Siebzigern verfolgen. In seinen kreativen Kosmos einzutauchen und die Entstehung des Buches aus verlegerischer Sicht zu begleiten, war für mich als Kunsthistoriker eine besondere Freude.

Diese Rückschau zeigt das Handwerk entlang seines Lebensweges, der von Entdeckerfreude geprägt ist. Entsprechend breit ist die Themenvielfalt, die sich in der Gestaltung von Geschichts- und Kochbüchern, Ausstellungen und weiteren Arbeiten aus Bildung, Gesundheit, Kirche, Kunst, Literatur, Politik, Reisen und Sozialem zeigt. Letzteres soll hier besonders hervorgehoben werden. François Baers Schaffen ist geprägt von seinem sozialen Engagement als Stiftungsrat des Pestalozzi-Kinderdorfes, als Schulpfleger und als Aufsichtsmitglied der Kunstgewerbeschule Zürich. Und es war ihm ein Anliegen, auch für kleine Budgets ansprechende Grafik zu liefern.

Das Portfolio überblickend lässt sich tatsächlich kein einheitlicher Stil ausmachen. Vielmehr spiegeln die Auftragsarbeiten die Sprache des jeweilig vorherrschenden Geschmacks – den des Kunden, eigentlich aber des Gestalters selbst. Und doch ist jede Kreation in sich präzise und originell, ja gar perfektionistisch geprägt. Immer ist sie eine persönliche Interpretation des Kundenwunsches, inhaltlich und formal durchdacht – nicht zu vergessen ist die nötige Prise Schalk, mit der François Baer hinter der Kulisse ans Werk geht. So entstanden beispielsweise das letzte Facelift der Swissairflotte oder das Logo des Schweizerischen Jugendschriftenwerks.

Es ist gerade die stilistische Breite und die Anwendung der verschiedenen Techniken, welche die Leistung eines visuellen Gestalters ausmacht. So wurde François Baers Schaffen auch ausgezeichnet, doch er schätzt es nicht, dies an die grosse Glocke zu hängen. Die vorliegende Sammlung zeigt also, wie vielseitig die Aufgabenbereiche eines visuellen Gestalters sind. François Baer vereint die zahlreichen Berufsbezeichnungen und Tätigkeiten im weiten Feld der Gebrauchsgrafik in einer Person: Art Director, Ausstellungs- gestalter, Bildredaktor, Buchgestalter, Fotograf, Illustrator, Plakatgestalter, Typograf, Zeichner.

Wenn Sie nun in dieses bibliophile Biotop an gestalterischer Vielfalt hineingeschubst werden, erschliesst sich Ihnen auch der Titel: Der Spruch fiel in einem Gespräch so ganz nebenbei mit einem Schmunzeln. Und doch ist er so zentral und es wird persönlich: François Baer ist an allem Schuld – auch an diesem Buch.


francois baer grafikdesign 2017 schule für haushalt und lebensgestaltung shl viventa
Kursprogramme der Schule für Haushalt und Lebensgestaltung SHL, der heutigen Fachschule Viventa, in Zürich aus den 1990er- und 2000er Jahren.


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