Müde nach der Anreise und durch die Luftveränderung, wäre mir ein ruhiger Abend genehm. Doch Werner hat sich etwas besonderes ausgedacht und so fahren wir in der Dämmerung nach Davos hinab. 1. August, Bundesfeiertag, Höhenfeuer und Feuerwerk übers Land verteilt. An den meisten Orten von der Gemeinde oder dem Tourismusverband organisiert; in Zürich kein offizielles Feuerwerk, hierfür sorgt Bevölkerung. In Davos wird das offizielle Feuerwerk nach zehn Uhr gezündet.

Unterqueren die Eisenbahn hinter dem Bahnhof Davos Platz. Werner hat sich einen Parkplatz in einer Nebenstrasse herausgesucht, bemerkt nun aber, dass es des Nachts anders aussieht als bei Tag. Langsam fahrend schaut er sich um. Auf einmal blendet ihn ein von links kommendes Auto, unser Fahrgastraum ist hell erleuchtet. Instinktiv drückt Werner aufs Gas, um der Gefahr zu entkommen. «Achtung!» rufe ich. Werner bremst ebenso instinktiv. Wir atmen beide durch. Während der zweite Autofahrer ohne anzuhalten um die Ecke biegt und kurz darauf mit überhöhtem Tempo unter den Bahngeleisen in der Nacht entschwindet, sehen wir im Licht unserer Scheinwerfer das hohe Gras des steil abfallenden Bortes und dahinter die tänzelnde Lichtreflexion auf dem schwarz dahinfliessenden Landwasser. Wenig hat gefehlt und wir hätten die silberne Ana im Landwasser geparkt.

Sich neu orientierend, parkiert Werner bei der erstbesten Gelegenheit und wir gehen den Rest zu Fuss. Von unserem Standort aus haben wir direkte Sicht auf das Feuerwerk. Auf der Rückfahrt zähle ich die Höhenfeuer und bin über die Anzahl enttäuscht. Bei einer Sonnenuntergangsfahrt auf dem Zürichsee nach Rapperswil und zurück sieht man dem Pfannenstiel und der Albiskette entlang mehr Höhenfeuer als in der Davoser Landschaft und das Landwassertal nach Tiefencastel hinab.