St. Moritz
2. August 2009


Auf der Hinfahrt kreuzen wir mehrere Radmannschaften, darunter auch einige von den UCI-ProTeams, die sich möglicherweise im Höhentrainignslager für die Ende Monat startende Vuelta a Espana befinden. Trotz Wolken klart das Wetter in Samedan auf, als wir Celerina erreichen, bricht die Sonne durch die Wolken und taucht die Landschaft in ein silbergraues Licht. Bis wir St. Moritz erreicht haben, ist sogar der Himmel wieder blau. Wir lassen die silberne Ana auf einem Parkplatz vis-à-vis des Bahnhofes zurück und machen die ersten Schritte dem St. Mortizersee entlang. Nach wenigen Metern kreuzen wir ein Paar, der Mann ist anderthalb Kopflängen grösser als die Frau. Sie trägt einen olivgrünen Mantel, er eine rote Jacke: Arno del Curto, seit 1996 Trainer des Hockey Club Davos, den er vier Mal zum Schweizer Meister gecoacht hat, zuletzt in diesem Jahr. Auf der mittäglichen Fahrt von Davos nach St. Moritz sind mir neben den schlechten Autofahrern die vielen Del Curto-Namensschilder, darunter jene von einem Baugeschäft, aufgefallen, weshalb ich vermute, dass es ein Oberengadiner Geschlecht sein muss. Doktor Google wird mich später darüber aufklären, dass Arno del Curto in St. Mortiz geboren wurde und hier für den Eishockeyclub gespielt hat. Kennt man eine Person bloss aus Zeitungen und Fernsehen, ist es schwierig abzuschätzen, wie gross oder klein jemand nun wirklich ist. Meistens bin ich überrascht, dass eine Person grösser ist, als ich sie mir vorgestellt habe. So auch bei Arno del Curto. Erinnere mich an Bilder, bei denen er seine Spieler um Haupteslänge überragt; wobei ich immer angenommen habe, dass er auf der Trainerbank steht und von oben herab Spiel und Spieler dirigiert. Doch dies scheint bloss ein optischer Eindruck zu sein, den in Natura am St. Moritzersee ist Arno del Curto ein Kopf grösser als ich.

Spazieren zum Lej da Staz, Werner möchte mit mir den Standort finden, wo Vater vor bald 35 Jahren ein Aquarell gemalt hat, das Werner so gut gefällt. Vater malte das Bild in zwei Etappen, als er es vollenden wollte, war im Panorama auf einmal ein Berg, der zuvor nicht da gewesen war. Werner erzählt mir von einer Wanderung mit seinen Schwestern von Muotas Muragl nach Pontresina. Anschliessend posieren wir für einander auf einem Steg im Schilf. Während der improvisierten Fotosession scheint sich die Sonne durchzusetzen und rückt uns sprichwörtlich ins beste Licht. Schlagartig ist es auch temperaturmässig Anfang August und nicht Ende September. Auf dem Steg auf dem gegenüberliegenden Ufer vor dem weissen Haus grilliert eine Gruppe junger Leute in Badekleidung. Als Werner und ich uns auf den Rückweg machen, taucht die unterdessen immer wieder zwischen den Wolken hervorbrechende Sonne die Landschaft in ein unwirtliches gelbgrünes Licht.

st moritz lej da staz 2009


arnodelcurto


frühere Einträge
:
über den Flüelapass und das Engadin hoch – 2. August
Sonntagmorgen in Davos Monstein – 2. August
Bundesfeier in Davos – 1. August

nächste Einträge:
Licht und Schatten – 2. August
Culur oder Schlechtwettertag im Engadin – 3. August
Sprachbetrachtung: Nach dem Leben folgt… – 4. August



zurück zu 2009
zurück zur Blogübersicht



© 2009 by VzfB. All Rights reserved.