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Seit ich den Wipkingertunnel überlebt habe, schaue ich während der Fahrt aus dem Fenster: eine Weide mit Kühen schiebt sich ins Blickfeld. Bodennebel wabert um sie herum. Das Licht der aufgehenden Sonne verwandelt sie in eine horizontlose rotsilbern leuchtende Landschaft mit dunklen Schattenrissen oder Scherenschnitten der Kühe und den knorrigen Bäumen auf der Weide.
Es ist ein traumhaft schönes Bild und unerwartet an einem gewöhnlichen Dienstagmorgen im nordöstlichen Zürcher Metropolitanraum. Solche von der Morgensonne beleuchteten Weiden habe ich zuletzt vor etwa fünfzehn Jahren, also Mitten im letzten Jahrzehnt, nein Jahrundert – und somit Jahrtausend – im Prättigau gesehen.
Hinter der Weide, beim Kreisel, wird leider das letzte Stück Land vor der auf meiner Seite verspätet beginnenden Industriezone verbaut. Die S14 bremst, der nächste Bahnhof wird angekündigt: Es ist nicht wie bei Mani Matters «Ir Ysebahn» Rorschach, sondern die Grossbaustelle des Bahnhofs Wallisellen. In etwas mehr als einem Jahr wird hier die neue Glattalbahn halten. Hierfür wird gleich noch der Bahnhof erneuert und gegen das Glatt Zentrum ein neuer Stadtteil aus dem Boden gestampft. Durch dasselbe Fenster, wo ich vor noch nicht einmal zwei Minuten zwischen Hallenstadion und Glatt Zentrum die landliche Idylle mit den Kühen beobachtet habe, grüsst mich nun keck das noch junge 21. Jahrhundert.
Was hat Mani Matter zu seiner exemplarischen Nennung von Rorschach inspiriert? In Bern wohnhaft, ist die Stadt am Bodensee nicht um die nächste Ecke gelegen, nicht einmal, wenn er am Kiosk Zigaretten geholt hatte. Die S14 verlängert mit ihrem Halt im Bahnhof Wallisellen meinen Arbeitsweg um eine oder zwei Minuten. Mein noch müder Morgenblick bleibt nun zum wiederholten Mal am Schild des Schweizerischen Maler und Gipser Verbandes hängen.
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