ich war verschwunden


Ich erwachte heute Morgen,
schlurfte zum Spiegel
und wollte mir guten Tag sagen.
Doch als ich hinschaute, sah ich nichts.
Ich war verschwunden.

Ich schrieb mir einen Brief,
warf ihn gestern ein
und wartete seither ungeduldig auf den Briefträger.
Doch als ich die Post durchschaute, fand ich nichts.
Ich war verschwunden.

Ich entsann mich des Inhaltes,
hatte mich mit mir verabredet
um einen Kaffee trinken zu gehen.
Doch als ich hinging, erschien ich nicht.
Ich war verschwunden.

Ich ging besorgt nach Hause,
mein Fernbleiben beunruhigte mich sehr.
Ich wollte es nun wissen.
Doch als ich heimkehrte, war ich noch nicht zuhause.
Ich war verschwunden.

Ich legte mich schlafen,
lag allein in meinem Doppelbett,
um auf meine Rückkehr zu warten.
Doch als ich eingeschlafen war, träumte ich nicht von mir.
Ich war verschwunden.

Ich erwachte, obwohl ich nicht richtig schlief,
sinnierte über mein bizarres Verhalten
und wollte mich auf die Suche nach mir begeben.
Doch alles was ich fand, war ein alter Text meinerseits,
worin es hiess:

«Wenn du fliegen willst»,
sagte der Mann zu dem Kind,
«musst du viel Suppe essen»,
sprang hinab
und verschwand in der Stadt in den Wolken.

 

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Ich war verschwunden – 1999  

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