in einem Haus


In einem Haus ist ein Idiot und geht auf und ab.
In einem anderen Haus ist eine Frau.
Sie liegt dort mit offenen Schenkeln.
Und der Idiot überlegt sich, ob er zu ihr gehen soll.

Jeden Tag steht er am Hafen und spricht mit den Möwen.
Er versucht ihre Kreise über dem Hafenbecken zu verstehen.
Manchmal bleibt eine sitzen
und scheint ihm zuzuhören.

Immer geht er zum Pier,
und starrt auf die offene See
und sieht die Schiffe vorbeiziehen.
Manchmal tutet eines und scheint ihn mitnehmen zu wollen.

Niemand will ihn kennen,
sie lachen über ihn und verspotten ihn.
Seine Lippen bleiben geschlossen
und manchmal kommt eine Träne aus seinen Augen.

Und am Abend,
ganz für sich alleine,
möchte er in die Ferne schippern
und mit den Möwen um die Wette fliegen.

In einem Haus ist ein Idiot und geht auf und ab.
In einem anderen Haus ist eine Frau.
Sie liegt dort mit offenen Schenkeln.
Und der Idiot überlegt sich, ob er zu ihr gehen soll.

Er fasst einen Entschluss und verlässt das Haus.
Er geht die Strasse hinunter und starrt ins Leere.
Seine Hände zittern und sein Herz klopft,
er biegt rechts ab und beginnt zu lächeln.

Er sieht die Sonne blutrot über dem Horizont und lässt sich blenden.
Er öffnet das Gartentor und berührt die Klinke,
dann dreht er sich auf ihrer Türschwelle um
und geht davon.

Und am Abend,
ganz für sich alleine,
möchte er in die Ferne schippern
und mit den Möwen um die Wette fliegen.

In einem Haus ist Stille und wird immer unerträglicher.
In einem anderen Haus ist eine Frau.
Sie liegt dort mit gebrochenem Herzen.
Die Stille befällt sie, aber der Idiot lacht und lacht und lacht.

 

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in einem Haus – 1994  

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