Sprachbetrachtung: Weltraum Archäologie
29. Februar 2008


Besuche einen Vortrag über Weltraumarchäologie. Sehe vor meinem geistigen Auge Astronauten mit Pinseln und Zahnbürsten Meteore mit Zahnbürsten und Pinseln reinigen und nach Spuren ausserirdischen Lebens suchen. Die Dozentin, Dr. Felicitas Pauss von der ETH Zürich und dem CERN in Genf, erklärt kurzerhand die Quantenphysik zur Weltraum Archäologie. Dank neuster Methoden wäre es möglich, 13,7 Milliarden Jahre in die Vergangenheit zu blicken, bis fast zu dem Zeitpunkt, in dem das erst 300 000 Jahre junge Universum dermassen erkaltet war, dass die galaktische Ursuppe durchsichtig geworden wäre und sich erste Nebel, Sterne und Galaxien zu bilden begonnen hätten. Wem der Vortrag etwas zu kompliziert erschienen wäre, dem hätte sie ein einfaches Bhaltis: wir alle würden bloss aus Sternenstaub bestehen. –

Während ihres Vortages denke ich, was ich in solch wissenschaftlichen Sternstunden, in denen eine weitere Theorie zur neuen Weltenformel erhoben wird, immer denke: «Und am Ende seht ihr durch eure Teleskope bloss eine ungeheure Explosion, ihr werdet einen Knall auf einem Tonträger als Echo des Urknalls vorführen und wenn ihr noch weiter zurückblickt, entdeckt ihr eine sich zurückziehende Hand.» –

Enttäuscht komme ich nach Hause, unter dem Titel Weltraum Archäologie hätte ich mir mehr vorgestellt als eine Werbeveranstaltung für das CERN. Unter Archäologie verstehe ich etwas anderes als ein paar komplexe physikalische Formeln, die eine Theorie etwas weniger vage dafür noch unverständlicher erscheinen lassen. Archäologie fördert Gegenständliches zu Tage und erhellt unsere Geschichte. Wenn Archäologen nicht weiter wissen, dient das gefundene Relikt einem religiösen Zweck. Mein Bild der Weltraum Archäologie der mit Zahnbürste und Pinsel bewaffneten Astronauten gefällt mir definitv besser als mathematisch-physikalische Formeln, die abenteuerliche Theorien beweisen sollten und dabei übersehen, dass es sich noch immer um Theorie handelt.



 

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