Speisekarte
23. September 2010


Halb zwei Uhr, blicke beim Überqueren der Terrasse auf die auf einer Staffelei montierte Schieferplatte auf der mit weisser Schrift die drei Mittagsmenüs, welche die Leute von der Via Nova ins «Casanova’s» locken sollen und entscheide mich schon vor dem Eintreten für den Wurstsalat.
«Ich bringe dir gleich die Karte!», ruft mir Carmen zu, als ich mich im hinteren Teil des Lokals gesetzt habe. Sie tritt auf die Terrasse, während ich mich der Lektüre des «Tages-Anzeigers» hingebe. Nach einem Moment höre ich Carmen ächzen und blicke auf. Sie hat die Staffelei abgebaut und vor meinem Tisch wieder aufgestellt und präsentiert mir nun die Schiefertafel.
«Was möchtest du?», erkundigt sie sich und massiert sich ächzend das Kreuz.
«Ich nehme den Wurstsalat.»
«Tut mir leid, den haben wir nicht mehr.» Die Missgunst der späten Stunde hat zugeschlagen, seit zwei Stunden werden im «Casanova’s» Mittagessen serviert. «Wenn du Salat möchtest, kann ich dir die Pouletstreifen auf Salat empfehlen.» Ich folge der Empfehlung und bestelle anstelle des Marenghins ein Glas Rotwein. Carmen buckelt die Schiefertafel samt Staffelei.
«Mann, ist die schwer!», schimpft sie und verschwindet stöhnend um die Ecke in Richtung Bar. Grinsend schaue ich ihr nach. Schräg gegenüber sitzen zwei einehimische Handwerker auf meinem Stammplatz, der eine liest den «Blick».
«Das bedeutet aber etwas, wenn sie ihm die Tafel extra reinbringt!», meint der andere und blickt danach wieder ins Leere. Der erste schaut kurz von seiner Lektüre auf, betrachtet mich kurz prüfend und liest danach weiter. Lächelnd wende ich mich wieder dem «Tages-Anzeiger» zu.



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