Gewitter

3. Juli 2018


Gegen sieben Uhr setzt das Gewitter ein und weckt mich endgültig. Um neun Uhr ist der Tag noch immer von Blitz, Donner und strömenden Regen dominiert, das Wasser spritzt wieder von der Strasse hoch. Vater und ich nähern uns der Europabrücke. Vor uns fährt ein 80er in die sich bei deren Einmündung befindenden Haltestelle Winzerstrasse ein. Auf einmal schalten die Ampeln bei der Kreuzung Winzerstrasse/Am Wasser auf gelb und beginnen zu blinken. Verwirrt halten die Autofahrer, ehe sie alle gleichzeitig ungeordnet den Knotenpunkt überqueren möchten. Davon ungehindert biegen Vater und ich auf die Europabrücke ein. Es ist eine Symphonie in grau, die sich uns präsentiert, das auf der Fahrbahn aufstiebende Wasser taucht die Fahrbahn in dasselbe Grau, das der Himmel hat, selbst die Hochhäuser beim Bahnhof Altstetten, die weissen ergraut und die schwarzen noch dunkler, scheinen sich vor den Fluten zu ducken. Selbst der Töfffahrer vor uns ist nur ein schwarzer Fleck im Panorama. Einzig die grünen Pappeln und die drei gelb blinkenden Lichtsignalanlagen bei den Rampen bilden einen farblichen Kontrast. Das letzte Mal sind Vater und ich ziemlich genau vor elf Jahren von Reims nach Troyes durch eine solch sommerlich nassgraue Stimmung gefahren, mit dem Unterschied, dass es in Zürich auch noch blitzt. Da wird wohl ein Blitz in der Gegend eingeschlagen haben, vermute ich oder dass in der Dienstabteilung für Verkehr der Computer für die Ampelsteuerung neu gestartet werden muss. Vater meint, vor dem Signalwechsel einen Blitz gesehen zu haben. Nach ungefähr einer Minute haben wir die Limmat und die Autobahn überquert und nähern uns der VBZ-Rampe vor dem Ende der Brücke, als die Ampel aufhört zu blinken. Vater bremst, doch sie schaltet auf grün. Dafür schaltet die Anlage bei der Kreuzung Baslerstrasse auf rot und stoppt den ohnehin stehenden Verkehr.

Es ist ungefähr halb zehn, als ich auf Facebook den Post eines Bekannten lese, der zurselben Zeit an der zwei Kilometer entfernten Hardbrücke dasselbe Schauspiel mit den Blitzen und Ampeln beobachtet und fotografiert hat. Der Tag entwickelt fast gleich wie jener vor elf Jahren im Burgund. Damals kehrten Vater und ich in Troyes noch bei Regen in die Taverne de l’ours ein. Als wir eine Stunde später nach Steakfrites wieder auf die Strasse traten, war es ein strahlend blauer Tag, den kein Wässerchen trüben konnte. Während ich heute im Artergut picknicke, bricht die Sonne endgültig hinter den Wolken hervor.


 

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