Ich öffne den Briefkasten, mein Blick fällt auf das erste Exemplar von «Die Zürcher Altstadtkirchen». Darauf ein gelber Post it Zettel: «Hütt am Elfi die weiteren Expl. auf Deinem Pult. F.»

In der Wohnung nehme das Buch aus der Einschweissfolie und blättere es durch. Es ist so schön geworden, wie ich mir das in der Druckerei vorgestellt habe. Noch riecht man das Papier und die Farbe.

Telefoniere mit Vater, um ihm zu danken. «Hast du es schon Seite für Seite angeschaut?», möchte er wissen. Ich verneine.

Vater kann das, sobald er das erste Exemplar, sei es von einem Magazin oder einem Buch, dass er gestaltet hat, schaut er sich in Ruhe das ganze Seite für Seite an und geniesst still.

Bin ich aus Autor zu feige, es ihm gleich zu tun? Vielleicht war ich bei Zeitungsartikeln zu oft enttäuscht, was aus dasraus geworden ist. Oder aber, sofort hat mich ein Fehler angesprungen. Ist es gar einfach eine Art Desinteresse im Sinne von zur Kenntnisnahme, dass das Buch nund da ist und das Projekt damit abgeschlossen? Ich weiss es nicht. Wie habe ich meine bisherigen Bücher gewürdigt? Ehrlich gesagt, Weiss ich es nicht. Beim ersten hatte ich das Burnout. Beim zweiten kann ich mich wirklich nicht daran erinnern. Das dritte habe ich durchgeblättert, aber viel schneller, als das Vater tat. Das vierte und fünfte, die zwei Jahrbücher des Schriftstellerverbandes, kurz angeschaut, gefreut, und auf Facebook gepostet. Danach habe ich schon irgendwann meine Kurzgeschichten in Buchform gelesen. Und das sechste Buch? Es ist irgend eine Mischform. Immerhin, bei all den Weihnachtsheften, die ich für den Familienkrreis produziert habe, die habe ich nach dem Nachhausekommen immer aufgeregt angeschaut und oft auch gleich noch gelesen. Mit Freude und etwas Stolz. Und etwas Wehmut, wenn ich doch noch einen Fehler entdeckt habe.

Vielleicht braucht es doch noch diesen intimen Moment der Ruhe zwischen Schöpfer und Werk, bevor dieses ganz im Gestell verschwindet und dem Publikum übergeben wird.