Christoph Sigrist ist eingeladen, als Grossmünsterpfarrer Zürcher Reformationsbotschafter, zur Messe in der Jesuitenkirche eine Grussbotschaft zu halten. Die Jesuitenkirche ist auch als Universitätskirche bekannt, weil sie sich neben der Alten Universität befindet, an der junge Zwingli 1498/99 und 1500 studierte. Aber auch Konrad Grebel. Zwingli war wohl zu Fuss und allenfalls auf den Flüssen nach Wien gereist. Wie lange war er für gut 750 Kilometer unterwegs? Einen Monat? Sechs Wochen? Nach einem kurzen Austausch von der Grossmünstergemeinde mit den jesuitischen Gemeindeleitern, nehmen wir in der Kirche Platz. Uns wurde gesagt, viele Prostestanten die jesuitische Messen besuchen würden wegen der Qualität der Predigten.

Mit einem Schmunzeln betrachte ich die Szenerie: Links vor dem Chor sitzen die beiden Jesuiten Prediger im weissen, Christoph Sigrist, im schwarzen Talar. Für alle nach Hollywood-Farbcode klar sichtbar, die weissgewandeten Jesuiten sind die Guten und der häretische Evangelisch-Reformierte trägt schwarz. Nur, wer das wirklich glaubt, hat heuer die Rechnung ohne den Wirt gemacht, der ist – nicht der aktuelle Papst: Als nämlich Christoph Sigrist an die Kanzel tritt und mit seiner Grussbotschaft beginnt, als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt, wird sich eine der barocken Wolken am Wiener Himmel von der Sonne wegbewegt haben und ein einzelner Sonnenstrahl fällt durch eines oberen Fenster, einem Scheinwerfer gleich auf Christoph Sigrist und stellt ihn ins richtige Licht. Nunmehr schon fast grinsend und nicht mehr schmunzelnd denke ich, dass Gott halt doch Reformiert und nicht Katholisch ist.