Altpfadi Braun


Altpfadi Braun geht in kurzen Hosen durch den Wald,
er rennt seinen verlorenen Illusionen nach.
Kein Baum schaut mehr aus wie er war
und kein Busch gleicht mehr einem Busch.
Das Gras spriesst bereits als Heu und der Regen fällt ätzend.

Altpfadi Braun singt sein altes Pfadilied.
Die fröhlichen Jungenstimmen noch immer in seinen Ohren,
sinkt er auf einen bemoosten Stein nieder und starrt ins Leere.
Eine mutierte Kröte steigt aus dem Wasser,
ein ölverschmutzter Vogel versucht zu singen bis er stirbt.

Und er fragt sich: «Bin ich der Einzige…»
Und er fragt sich: «Bin ich der Einzige…»

Tote Fische schwimmen auf dem Wasser,
das Abgas unterscheidet sich nicht mehr vom Nebel.
Die Umwelt stirbt und die Politiker schauen zu,
die Welt erstickt langsam jämmerlich,
doch das Geld quillt endlos aus allen Banken.

Und er fragt sich: «Bin ich der Einzige…»
Und er fragt sich: «Bin ich der Einzige…»

(Solo)

Altpfadi Braun sitzt dort und erinnert sich:
Die Pfadis sassen ums Lagerfeuer
als ein Rehbock vorüberhuschte.
Altpfadi Braun stimmte sein altes Pfadilied an
und die Jungs waren glücklich.

Altpfadi Braun geht in kurzen Hosen durch den Wald,
er rennt seinen verlorenen Illusionen nach.
Kein Mensch schaut ihm nach
und bemerkt die Veränderung,
denn Nebel kriecht über den Grund:
Altpfadi Braun geht als Skelett
doch niemand will ihm glauben.

Und er fragt sich: «Bin ich der Einzige…»
Und er fragt sich: «Bin ich der Einzige…»

 

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Altpfadi Braun – 1995  

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