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die Geschichte
die Konzerte
der Konzertfilm
die Versionen
Rezeption und Statistik

«Es waren drei grossartige Nächte für die Band und mich im speziellen, es war sehr aufregend, zurückzukehren und ein neues Stadion an der Stätte des alten Shea Stadions zu eröffnen, wo wir vor 44 Jahren gespielt haben», kommentiert Paul die drei Konzerte, die zu «Good Evening New York City» geführt haben. Die Konzerte waren Teil der «Summer Live 09»–Tour, die neun Konzerte in sechs Städten umfasste. Es war war Pauls vierte US-Tour im 21. Jahrhunert.

Die 2000er-Jahre waren Konzertjahre für Paul McCartney. Seinen ersten Auftritt im 21. Jahrhundert gab er am 20. Oktober 2001 bei dem von ihm organisierten «Concert For New York City», dem Benefizkonzert für die Hinterbliebenen von den Terrorattacken am 11. September 2001. Das letzte Konzert dieser Dekade spielte er am 22. Dezember 2009 in der Londoner O2 Arena, in der er 2004 für die «04 Summer Tour» geprobt und die ihn am 2. Juni 2004 in den Letzigrund Zürich geführt hatte. So ist es folgerichtig, dass Paul das Jahrzehnt mit der Veröffentlichung eines Livealbums beendet.

die Geschichte
Am 15. August 1965 spielten die Beatles im Shea Stadion in New York. Es war der Auftakt zu ihrer Amerikatour und ist bis heute ein Meilenstein: Es war das erste Rockkonzert in einem Stadion und bis dato das grösste Konzert mit 55 600 Zuschauern. Die Bilder des Konzerts sind bekannt, da sie auch in Farbe die Beatlemania eingefangen haben: hysterische Fans, die Band, die mit einer Polizeieskorte ins Stadion gefahren wird, die verschwitzten Bandmitglieder in sandfarbenen Jacketts und schwarzen Hosen und ein abgedrehter John Lennon, der mit dem Ellenbogen das E-Piano spielt. Die Stadiontechnik war noch nicht ausgereift, so dass sich weder Beatles hören konnten noch die Fans die Band. «Dieses Mal war es noch aufregender, weil ihr uns hören konntet», scherzt Paul denn auch über seine drei Eröffnungskonzerte im Citi Field Stadion.

Oben: Die Beatles am 15. August 1965 im Shea Stadium, Paul McCartney und Johne Lennon am Mikrofon, George Harrison und Ringo Starr am Schlagzeug.
Unten: Gitarrist Brian Ray und Paul während der acht Konzerte umfassenden «Good Evening Europe» Tour, die die Veröffentllichung des Albums «Good Evening New York City» begleitete. – Fotos: screenshot und paulmccartney.com

Das Shea Stadium wurde 1964 als Spielstätte der Mets eröffnet. 2008 wurde es abgerissen. Billy Joel spielte darin das letzte Konzert. Bei den Zugaben spielte er «I Saw Her Standing There» und «Let It Be». Joel hatte Paul eingeladen, die Songs mit ihm zu spielen und Paul folgte der Einladung, so spielte Paul beim ersten und letzten Konzert im Shea Stadion. Auf die Saison 2009 zogen die Mets ins neu erbaute Citi Field Stadion. Paul McCartney eröffnete es mit drei ausverkauften Konzerten am 17., 18. und 21. Juli. Trotz der Finanzkrise waren innert einer Stunde 109 367 Billette verkauft, auf seiner Webseite gibt Paul eine Zuschauerzahl von 120'000 Leuten an.

die Konzerte
«Good Evening New York City» bildet, wie frühere Livealben McCartneys, die Setliste der Konzerte ab. Historisch, wie es auf dem Cover steht, war die Konzertserie nicht. Die Eröffnung eines neuen Baseballstadions in New York ist nichts Weltbewegendes. Die Setliste ist eine Evolution jener, die Paul erstmals 2002 für die «Driving USA»-Tour zusammengestellt hat und seither Jahr für Jahr, Tour für Tour sanft anpasst. Ein Drittel ist der Songs ist auch auf den Live-Schwesteralben «Back In The USA» (2002) bzw. «Back In The World» (2003) zu hören.

Neben den erratischen Blöcken aus den Beatles-Tagen wie «Yesterday», «Hey Jude», «Let It Be» oder «Eleanor Rigby» finden sich auf «Good Evening New York City» weitere zu Konzertklassikern von Paul gewordene Beatlessongs im Set: «Got To Get You Into My Life», «The Long And Winding Road», «Blackbird» und «Lady Madonna» hat er bereits während den 1970er-Jahren mit den Wings gespielt. Weitere Songs wie «Get Back», «Paperback Writer» und «Back In The USSR» kamen auf der «World Tour» 1989/90 bzw. «New World Tour» 1993 ins Programm. Erfreulich ist, dass «I’ve Got A Feeling» und «Helter Skelter», beides Songs, die Paul 2004 auf der «04 Summer Tour» erstmals gepsielt hat, sich zu Höhepunkten an einem McCartney Konzert gemausert haben.

Paul und Band (Rusty Anderson, Paul und Brian Ray) während eines der drei Eröffnungskonzerte im Citi-Field Stadion in New York. – Foto: paulmccartney.com

Wenn es etwas an der Setliste zu bemängeln gibt, dann dass Pauls Zeit nach den Beatles zu wenig repräsentativ gespiegelt wird. Ganze sechs Songs stammen aus dem Jahr 1973: «My Love» und «Live And Let Die» sowie «Jet», «Let Me Roll It», «Mrs Vandebilt und «Band On The Run» ab dem gleichnamigen Album. Danach klafft eine Lücke, je ein Song stammen aus den achtziger und neunziger Jahren, ehe mit «Dance Tonight» und «Only Mama Knows» zwei Songs vom 2007er-Album «Memory Almost Full» stammen. Dennoch ist das Set musikalisch sehr ausgewogen und die Songs besser aufeinander abgestimmt als noch auf «Back In The US» bzw. «World».

Dass Paul mittlerweile derjenige ist, der das Beatles-Erbe verwaltet, wird im zweiten Konzertdrittel deutlich, als Paul seiner verstorbenen Partner gedenkt: Mit «Here Today», dem offenen Brief von «Tug Of War» (1982) an John Lennon und mit «Something» spielt er George Harrisons vielleicht grössten Song. Den ersten Teil interpretiert Paul auf der Ukulele, einem Lieblingsinstrument von Harrison. «My Love» war schon immer ein Liebeslied an Linda, nun widmet Paul den Song seiner 1999 verstorbenen ersten Frau. Am ersten Konzertabend im Citi-Field, am 17. Juli, setzte bei «My Love» Regen ein, was Paul mit «Seht ihr? Das sind Tränen des Himmels» kommentierte. Soweit ist die Setliste vorhersehbar, doch «Good Evening New York City» bietet einige Überraschungen, die zu den Höhepunkten auf dem Album gehören. An «Let Me Roll It» hängt Paul eine Jamsession über Jimi Hendrix’ «Foxy Lady» an, bei der Paul den Lead übernimmt. Linda hatte recht als sie fand, McCartney sollte noch viel mehr Leadgitarre spielen. Paul gehört zu den Musikern, die ihre Songs so spielen, wie sie aufgenommen wurden. «Calico Skies» von «Flaming Pie» wurde mit einem Akkordeon-Arrangement ergänzt, was den Song veredelt.

Bisher konnte man sich sicher sein, dass Paul ausschliesslich eigene Songs spielen würde, nun dokumentiert das Album, dass er sich mit seiner Vergangenheit versöhnt hat. Nicht nur mit der Coverversion von «Something», sondern Paul spielt auch drei Songs, die von John Lennon stammen, oder die John hauptsächlich geschrieben hat: «Day Tripper», die Single von 1965, «A Day In The Life» und «Give Peace A Chance». Den Bogen im abgerundeten Set schliessen schlussendlich «Highway» und «Sing The Changes», die Paul erst ein Jahr zuvor auf dem formidablen Fireman Album «Electric Arguments» veröffentlicht hat.

Vierzig Jahre auf einem Billd: Paul McCartney spielt vor einem Bild von Linda McCartne, das ihn und George Harrison im Studio während den Aufnahmen zu «Abbey Road» zeigt. – Foto: paulmccartney.com

Zu Beginn des Zugabenblocks kam am 17. Juli 2009 Billy Joel auf die Bühne und spielte zusammen mit Paul und dessen Band «I Saw Her Standing There». So wurde das Erbe des mittlerweile abgerissenen Shea Stadions auch musikalisch ins Citi-Field überführt.

der Konzertfilm
«Jemand fragte mich, ob ich das Konzert filmen möchte», erzählt Paul. «Ich sagte, ja, alle drei Nächte und dann schauen wir ob was daraus geworden ist.» Die Konzerte wurden von 15 Kameras im HD-Format gefilmt. Regisseur war Paul Becher, der damals bereits bei 200 Konzerten die Live-Visuals ausgewählt hatte. Zusätzlich hatte Paul die Idee, ausgewählten Fans Flip Kameras auszuhändigen. Flip-Kameras sind Taschen-Videokameras mit USB-Anschluss. 30 Konzertbesucher filmten von ihren Plätzen aus das Konzert und das Publikum. «Als wir das Flip-Material betrachteten, war es wirklich gut, grossartiges cinema verité, Sachen, die wir so niemals hätten mit unseren Kameras einfangen können», erzählt Paul in den Liner Notes. «Wir kombinierten unsere Aufnahmen mit den Flip-Shoots und daraus wurde der Film «Good Evening New York City».

die Versionen
«Good Evening New York City» wurde in zwei Versionen veröffentlicht: die einfache Version als Doppel CD und Konzert DVD, und eine Deluxe Version in Buchform, die eine zusätzliche DVD erhält. Darauf ist Pauls Promotionsauftritt zur Mittagszeit in Manhattan auf dem Vordach es Ed Sullivan Theaters, worin die David Letterman Show gedreht wird enthalten. Zusätzlich die volle Länge von «I’m Down» sowie die Publikumsfilme unter dem Titel «Good Evening People». Die digitale Veröffentlichung im iTunes Store erschien mit dem Gütesiegel Mastered for iTunes. Dieses Label bezeichnet Aufnahmen , die den Qualitätsverlust in der Komprimierung auf das MP 3-Format durch eine spezielle Abmischung ausgleicht. Etwas, was in Zukunft Standard sein wird. Eine Vinyl-Version wurde geplant, aber nicht veröffenlicht.

Die Songs «Sing The Changes», «Jet» und «Band On The Run» wurden am 5. Januar 2010 als gratis Download-Pack auf Pauls Webseite für das «Rock Star» Videogame zur Verügung gestellt.

Die CD- und DVD-Labes sind passend zu den Stadien von Paul signierten Basebällen nachempfunden.

Rezeption und Statistik
Andy Greene vom Rolling Stone gab 3,5 von 5 Sternen und bezeichnete Pauls Stimme als ausserordentlich gut erhalten. Will Dean von der BBC schrieb, dass es immer eine Freude sei, wenn ein echter Beatle echte Beatlessongs singe. Stephen Thomas Erlewine von allmusic.com verglich mit «Back In The US» von 2002 und fand die Songauswahl wenig überraschend, was aber nicht bedeutet, dass «Good Evening» keine Befriedigung gäbe, was er mit 3 von 5 Sternen bewerte, die User gaben gar 4. Alastair McKay verteilte im Uncut Magazine nur anderthalb von 5 Sternen und meinte, es scheint das Werk eines Mannes zu sein, der sich immer besser in seiner Rolle als lebende Legende zurechtfinde.

Es gab weltweit Chartnotierungen, so erreichte «Good Evening New York City» in England knapp die Top 30 mit einem 28. Platz. Die beste Platzierung resultierte in Norwegen, wo das Album Rang 8 erreichte. Top 10 Platzierungen vermeldeten: Dänemark (11), Schweden (15), USA (16), Japan (18). Die Top 20 erreichte «Good Evening New York City» ausser im Heimmarkt in Mexiko (20) und Holland (21). In Griechenland stieg das Album auf Rang 37, in Spanien gab es Rang 52, in Deutschland Rang 54, in Wallonien (Belgien) Rang 56 und in Frankreich Rang 57. In Italien erreichte das Album Platz 61 und in Flandern (Belgien) Platz 76. In den Billboard 200 Jahresend-Charts (USA) resultierte der 133. Platz. In der Schweiz konnte sich das Album nicht platzieren.

In den USA wurde es mit einer goldenen Schallplatte und in England mit einer silbernen ausgezeichnet. Zudem erhielt Paul 2011 für «Helter Skelter» den Grammy in der Kategorie Best Solo Rock Vocal Performance.

Paul McCartney und Billy Joel am 16. Juli 2009 beim Eröffnungskonzert im Citi Field Stadion.

Chronologie:

« Electric Arguments
» Live In Los Angeles