Links zu den einzelnen Kapiteln:
eine kleine Gitarrengeschichte
Made in Rockdown
die Songs
die Videos
keine Trilogie
eine Beingeschichte
die Version
Rezeption und Statistik
Gleich zu Beginn des Album stellt Paul McCartney klar, worum es auf «McCartney 3» geht: Im Stile eines Rock-Leadgitarristen, der bei einem Konzert mit einem Hook das Solo an sich reisst, übernimmt er als Gitarrist das musikalische Szepter. Danach zählt er mit gedämpften Saten ein, ehe das Riff von «Long Tailed Winter Bird» erklingt, über die Paul improvisiert. Nicht nur wenige Takte oder eine Minute, sondern fünf Minuten.
eine kleine Gitarrengeschichte
Endlich, ist man versucht zu sagen, legt Paul McCartney ein gitarrenfokussiertes Album vor, nicht unbedingt ein reines Rockalbum, sondern ein Gitarrenalbum. Bereits Pauls erste Frau, Linda, ermutigte ihn, mehr GItarre zu spielen, spielte er doch auf «Taxman» auf «Revolver» oder «Good Morning Good Morning» auf «Sgt, Pepper» die Gitarrensoli. Und dies als Bassist. Als sich die Beatles formierten, wollten naturgemäss alle Gitarre spielen, Stuart Sutcliffe übernahm den Bass, auch weil John Lennon, George Harrison und Paul bereits Gitarre spielten und Stu Anfänger war. Nach seinem Austritt 1960 aus den Beatles übernahm Paul McCartney eher widerwillig den Bass.
Paul McCartney in seinem Hog-Hill-Studio 2020.
So entstand nach und nach die Formel, dass Paul der Bassist, John Lennon an der Rhythmusgitarre und George Harrison als Leadgitarrist. Wobei die Beatles alle Multiinstrumentalisten waren und sich abwechselten. Paul McCartney spielt auch auf seinen Alben immer mal wieder die Leadgitarre. Und wer in den 00er- und 10er-Jahren ein Konzert von Paul besucht hat, erlebte seine Solierkünste bei «Foxy Lady», einem Hendrix-Cover oder bei «I’ve Got A Feeling.»
Made in Rockdown
Natürlich war und ist auch England von der Corona-Pandemie betroffen. Im britischen Lockdown durfte das Haus nur für Einkäufe, Arzbesuche und die Arbeit verlassen werden, also so wie in der Schweiz, ohne Ausgangssperre. Paul verbrachte den Lockdown auf seiner Farm in Sussex mit der Familie von Tochter Mary, Gattin Nancy steckte in New York im Lockdown. Da er zu Beginn für den Kurzfilm «When Winter Comes» noch den Song fertig produzieren musste, ging Paul an die Arbeit: Im Auto über sein Farmland nach Rye und dort zum Hogg Hill Studio in der alten Winmühle, die ihm gehört, eine Autofahrt von rund 5 Kilometern. Oder wie Paul auf seiner Webseite selber erzählt:
«Ich lebte das Lockdown-Leben auf meiner Farm mit meiner Familie und ich ging jeden Tag in mein Studio. Ich hatte etwas Arbeit an Filmmusik die sich zum Eröffnungssong entwickelte. Danach fragte ich mich, was als nächstes kommt? Ich hatte Stoff übrig, an dem ich über die Jahre gearbeitet habe, aber sich nicht weiterentwickelt haben und halbfertig übrig blieben.»
Die Problematik mit den unfertigen Songs erwähnte Paul bereits 2018 in den Interviews zum Album «Egypt Station» und bezeichnete dies als Problem des iPhones. John Lennon und er mussten sich ihre Einfälle merken. Wenn sie sich nicht mehr daran erinnern konnten, war die Idee wohl nicht gut genug. Beim iPhone lässt sich die Idee aufnehmen. Obwohl auf «McCartney 3» frühere Skizzen verarbeitet wurden, klingt das eklektizischtische «Egypt Station» nach Restenverwertung.
So ging Paul weiterhin täglich ins Studio. Und wechselte seine übliche Formel. Normalerweise beginnt er mit dem Schlagzeug. Bei «McCartney 3» war die Komposition der Ausgangspunkt: «Ich startete täglich mit dem Instrument, auf dem ich den Song geschrieben habe und addierte dann die weiteren Schichten, es machte mir viel Spass.» Am Anfang war aber noch nicht klar, dass daraus ein Album entstehen würde. Geplant hatte Paul 2020 keines: Er wollte seine Tour fortsetzen, im Herbst hätte sein Musical «A Wonderful World» Premiere haben sollen. «Ich machte mehr Musik für mich selber denn als Auftrag.»
die Songs
Zunächst klingeln
Auf beiden Seiten der Single sind dieselben Bilder verwendet worden.
die Videos
Kurzbeschreibung When Winter Comes, da eigene Besprechung sowie Find My Way
keine Trilogie
In vielen Medien war zu lesen, dass «McCartney 3» eine Trilogie selbtbetitelter Alben beschliessen würde, dies nach fünfzig Jahren. Wie die Entstehungsgeschichte im Lockdown zeigt, bestand ursprünglich gar nicht die Absicht, ein Album einzuspielen. Eine Trilogie würde auch implizieren, dass Paul McCartney bewusst an die beiden vorherigen Teile der Trilogie angeschlossen hätte. Und auch dies passt musikalisch nicht zusammen, zu unterschiedlich sind die drei Teile.
«McCartney» entstand im Herbst und Winter 1969/1970 im Schatten der Beatlestrennung, eingespielt hat Paul das Album auf seiner Lower Ranachan Farm in Schottland und in seiner Londoner Wohnung in St. Johns Wood. Den produktionstechnischen Feinschliff erhielt das Album in den Londoner Morgan und Abbey Road Studios. «McCartney» enthält einige Instrumentals und Songskizzen. Der einzige Klassiker ist «Maybe I’m Amazed» und bis zu einem gewissen Grad noch «Junk».
Im Sommer 1979 installierte Paul nach letzten Aufnahmesessions mit seiner Band Wings in seiner schottischen Farm mehrere Synthesizer, um sie auszuprobieren und mit ihnen zu experimentieren. Die Songs, die entstanden, meistens Synth-Pop, New Wave und frühe Electronica Stücke, gehören zu Pauls experimentellesten. Zunächst wollte er gar kein Album veröffentlichen, spielte die Songs aber einigen Leuten vor, die ihn überzeugten, ein Album zu veröffentlichen. Die Veröffentlichung setzte im Sommer 1980 den Schlusspunkt hinter die Wings. Die Single «Coming Up» animierte John Lennon zu den Aufnahmen seines letzten Albums «Double Fantasy». Und «Wonderful Christmastime», bereits im Herbst 1979 veröffentlicht, entwickelt sich zu einem klassischen Weihnachtslied.
Das einzige, was «McCartney 1 bis 3» neben dem Titel gemeinsam haben, ist der Umstand, dass Paul alle Songs schrieb, alle Instrumente auf dem Album spielt und dieses selber produzierte. Und dies unterscheidet sie von weiteren Fast-«McCartney»-Alben. Auf «Flaming Pie» (1997) spielte Paul die meisten Instrumente, Ringo Starr und Steve Miller unterstützten ihn auf einigen Songs. Paul war Produzent, bei rund der Hälfte war Jeff Lynne Co-Produzent. Auf «Chaos And Creation In The Backyard» spielte Paul alle Instrumente ein, nachdem Produzent Nigel Godrich wollte, dass Paul ohne seine Band aufnehmen würde. Und die Songs von «Electric Arguments» entstanden bei eintägigen Session in Pauls Studio, bei denen er wiederum alle Instrumente spielte. Da das Album von Martin Glover alias Youth produziert wurde, erschien es unter dem gemeinsamen Bandnamen The Fireman.
die Versionen
Jede Menge Formate
Rezeption und Statistik
«Home Tonight/In A Hurry» ist so eklektizistisch wie das Album «Egypt Station», aber wirkt lockerer. Das Rolling Stone spielte auf die Ohrwurmqualitäten an und bezeichnete beide Songs als ansteckend. Und das Billboard Magazine bezeichnete sie als Upbeat und Fun. Fast alle Rezensenten waren sich einig, dass diese beiden Songs auf das Album gehört hätten.
In Belgien erreichte die Single die oberen Chartregionen: In Flandern klassierte sich «Home Tonight» auf dem 9. Platz, in Wallonien auf dem 27. Die Schweiz vermeldete keine Klassierung.
Links zu der mit der Single korrelierenden Aufnahmen:
Egypt Station, Album, 2018
Get Enough, Single, 2019
Nothing For Free (DJ Holmes Remix) Single, 2019
Greg Kurstin und Paul McCartney am Mischpult während den Aufnahmen zu «Egypt Station»- Foto: pinterest
