|
Beim Betreten des Raumes fällt er mir sofort auf, der Grossvater, der mit ausladenden Handbewegungen einen Königspinguin dirigiert. Wobei dirigieren wohl der falsche Ausdruck ist, eher ist er der Regisseur, der Anweisungen zur Choreografie gibt: Armschwenker nach rechts, der Pinguin folgt dem Arm, von ihm aus gesehen nach links und vollzieht eine Kehrwende. Armschwenker nach links, der Pinguin schwimmt am Opa vorbei auf die andere Seite. Verschränkt der ältere Herr die Hände hinter dem Rücken schwimmt der Pinguin zu ihm hin. Für einen Moment verharren sie Aug in Aug, dann hebt der Senior seinen rechten Arm und vollführt vor seinem Gesicht kitzelnde Bewegungen. Der Königspinguin legt sich auf den Rücken, so dass es von weitem aussieht, als ob im der Bauch gekrault würde und plantscht genüsslich im Wasser. Auf einmal die Armbewegung nach rechts und der Seevogel schiesst wieder der Bewegung nach, die Ballettnummer beginnt von neuem. Fasziniert schaue ich der Choreografie zu, wenn dem Königspinguin eine Kehrtwende besonders gut gelingt, lacht der ältere Herr kurz vergnügt auf.
Ich schaue zu den anderen Pinguinen hin, die stehen alleine oder zu zweit unter der künstlichen Sonne als ob sie kein Wässerchen trüben könnte. Blick zurück zum alten Mann und dem Pinguin, niemand sonst nimmt sie wahr. Rund ein Dutzend Leute sind gekommen um sich die Pinguine anzuschauen, doch niemand sieht den Grossvater mit dem Pinguin.
Nochmals ein Armschwenk nach rechts, der Pinguin schiesst auf mich zu, vollzieht nach dem Schwenker mit dem linken Arm eine elegante Kehrtwende und schwimmt davon. Man müsste es filmen. Ich bereue es, keine Filmkamera dabeizuhaben. Die Hände hinter dem Rücken verschränkend, beugt sich der Alte vor und spitzt die Lippen. Auch dieses Signal hat der Pinguin verstanden, schwimmt heran und streckt seinen Schnabel vor. Ohne die trennende Glasscheibe des Aquariums, die das Wasser als türkisfarbenen Raum vom dunklen Raum trennt, hätten sich der Herr und der Pinguin geküsst.
|
|
