zu an'n Strann
3. Mai 2015


Schweizerdeutsch ist einer der reichsten deutschen Dialekte, da er an der Grenze zum französischen, italienischen und rätoromanischen Sprachraum gesprochen wird. In meinen Texten spiele ich gerne mit diesen Einflüssen. Landessprachliche Ausdrücke bringen bei den lateinischen Sprachen etwas Exotik, so lasse ich in «Noxius» darum rätoromanische Versatzstücke einfliessen. Während mundartliche Wendungen oft etwas besser beschreiben als die Hochsprache. Zudem wirken Figuren diesbezüglich authentischer. Um der Geschichte von «Noxius» noch mehr Authentizität zu verleihen, fliessen deshalb sowohl mundartliche als rätoromanische Begriffe ein. Aber nur sparsam und nur dort, wo sie den Lesefluss nicht stören und aus dem Zusammenhang verständlich sind.

Bei «an’n Strann» habe ich diese sprachlichen Spielregeln auf das Plattdeutsche angewendet. Zunächst schrieb ich ganz normal die schirftsprachliche Fassung und brachte mittels Internetwörterbüchern und Sylter Korrektorrat den niedersächsisch-plattdeutschen Feinschliff an. Was ich dabei lernte, nicht jeder Begriff, den ich für Platt hielt, ist auch wirklich Platt…

Es war äusserst vergnüglich, meinem Text einen Plattdeutschen Anstrich zu verleihen. Nun organisiert mir Sänger- und Wanderfreund Kantor Werner Steinert ein Lektorat auf Sylt. Natürlich habe ich ein gutes Sprachgefühl, aber ob ich die Redewendungen richtig anwende und die einzelnen Ausdrücke korrekt dekliniere, das weiss ich noch nicht.

Beim Spielen mit dem Plattdeutschen ist mir die grosse Ähnlichkeit zum Schweizerdeutschen aufgefallen. Beide scheinen im Vergleich zur Hochsprache entwicklungsgeschichtlich vor 200 bis 300 Jahren steckengeblieben zu sein. Obwohl ich kein Platt spreche und es offengestanden streckenweise überhaupt nicht verstehe, was wohl einem Friesen mit Schweizerdeutsch gleich geht, habe ich rein durch das korrekte Anwenden der schweizerischen Mundart in hochsprachlichen Texten instinktiv das Platt auch richtig verwendet.

Anneke wurde durch ein Mädchen inspiriert, das einen Puppen-Affen hat und im Bus nicht mehr im Kinderwagen sitzen muss. «Am Strand» ist aber nicht nur ein Spiel mit der Sprache um Klang und Authentizität. Es ist vorallem eine Geschichte über die Ruhe nach dem Sturm und beschreibt vor allem den Zustand und hat keine grosse Handlung, ausser dass Tommeke mit Jiffer am Havelaarder Strand spazieren geht und rauchend den Möwen und Schiffen zuschaut. Er realisiert sogar, dass ein Schiff auf einmal auf übernatürliche Weise zu verschwinden scheint, aber dies ist in der ganzen Geschichte nach dem Sturm und den sprachlichen Spielereien mit den Plattdeutschen Ausdrücken auch vollkommen egal.


yves baer strandkorbgeschichten


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